In den gestrigen Beschlüssen des Corona-Gipfels sieht der Handelsverband Deutschland (HDE) einen klaren „Wortbruch der Politik“. Das Versprechen, ein
Konzept für eine sichere und faire Öffnungsstrategie vorzulegen, wurde gebrochen. Viele Einzelhändler bringt das in eine ausweglose Lage. In einer aktuellen HDE-Umfrage gibt mehr als die Hälfte der vom Lockdown betroffenen Einzelhändler an, ohne
staatliche Unterstützung das laufende Jahr nicht überstehen zu können. Deshalb fordert der HDE weitere Anpassungen bei den
Überbrückungshilfen.
Kein Plan zum Ausstieg aus dem Lockdown
„Die Corona-Beschlüsse werden der Realität im Einzelhandel nicht gerecht“, sagt HDE-Hauptgeschäftsführer
Stefan Genth. „Die Politik hat ihre Hausaufgaben nicht gemacht und bleibt in dieser für uns alle dramatischen Situation den vor Wochen versprochenen Plan zum Ausstieg aus dem Lockdown schuldig.“ Dieser Umgang mit den
rund 200.000 vom Lockdown betroffenen Handelsunternehmen sei unangemessen und unverständlich. Die Branche habe mit ihren
funktionierenden Hygienekonzepten nachweislich dafür gesorgt, dass der Einkauf auch in Pandemiezeiten sicher ist.
Neuer Grenzwert: Inzidenz von 35
Die neue Festlegung der Inzidenzzahl von 35 für eine Wiedereröffnung der Geschäfte ist nach Ansicht des HDE „keine nachvollziehbare Basis“. Der Handelsverband fordert abgestufte Verfahren auch bei höheren Inzidenzzahlen, bei denen beispielsweise
Öffnungen mit strengeren Hygienevorgaben oder der
Einkauf mit vorheriger Terminvereinbarung möglich sein sollen. „Viele Händler wissen nicht mehr, wie es weitergehen soll“, so Stefan Genth. „Die Situation ist oft aussichtslos: Keinerlei Planungssicherheit, kein Licht am Ende des Tunnels und nach wie vor unzureichende staatliche Unterstützung. Die Händler sind im Lockdown gefangen und die Politik nimmt dies in Kauf.“
Anpassung der Überbrückungshilfen
Pro geschlossenem Verkaufstag verlieren laut HDE die Einzelhändler branchenübergreifend Umsätze in Höhe von rund
700 Millionen Euro. Viele Handelsbetriebe sehen sich in ihrer Existenz bedroht. „Für kleinere Händler muss die Möglichkeit zur Auszahlung eines Unternehmerlohns geschaffen werden, und auch größere Handelsunternehmen mit einem Jahresumsatz von über 750 Millionen Euro müssen die Unterstützung bekommen“, fordert Genth. Zudem müssten die Abschreibungsmöglichkeiten für die unverkäufliche Ware vereinfacht und auf die komplette Saisonware bezogen werden.