Auf der EuroShop 1996 avancierte die Informations-, Kommunikations- und Sicherheitstechnik zu einem Wachstumsfeld des Handels. Die Messe Düsseldorf und das EHI Retail Institute, ideeller Träger der EuroShop, erkannten die Zeichen der Zeit: Der dreijährige EuroShop-Turnus wurde der Innovationsdynamik dieses Segments nicht mehr gerecht, so dass bereits im Folgejahr erstmals das „Technology Forum 97“ stattfand. Das war die Geburtsstunde der heutigen EuroCIS. Dieses Forum sollte als Schauplatz der neuesten IT-Entwicklungen von nun an jeweils zwischen zwei EuroShop-Terminen stattfinden, diese ergänzen und Händlern neue Retail-Innovationen aufzeigen.
Meilensteine der Retail-Messe
Vom 28. bis 30. Oktober 1997 ging das Technology Forum erstmals als Mix aus Ausstellung und Kongress in der Stadthalle sowie im Congress Center Süd auf dem Düsseldorfer Messegelände an den Start. 105 Aussteller aus sieben Ländern präsentierten damals ihre Lösungen – von der Kasse bis zur zentralen Warenwirtschaft, von der Artikel- bis zur Gebäudesicherung. Die Jahrtausendwende stand bevor und damit die sorgenvolle Frage, ob die Umstellung der Datumsangaben in den Computersystemen funktionieren würde. Fast alle älteren Modelle rechneten damals noch mit zweistelligen Jahreszahlen und es bestand die Befürchtung, dass die Geräte aufgrund dieses „Millennium Bugs“ ihren Dienst verweigern oder irrationale Dinge tun. Jedoch: Der Umstieg gelang problemlos.Eines der damals ebenfalls diskutierten Themen: die Euro-Einführung. Was für den Handel eine kostspielige Investitionsnotwendigkeit darstellte, bedeutete für die IT-Industrie eine neue Absatzchance. Änderungen an Kassen und Waagen, bei der Preisauszeichnung und in der Verwaltung wurden erforderlich. Zu den Höhepunkten des begleitenden Kongresses der Erstveranstaltung zählten Vorträge mehrerer Pioniere des Online-Shoppings – heute wissen wir, was aus dem E-Commerce geworden ist: Connected Retail, die Perfektionierung der Omnichannel-Strategien und nahtlose Verbindung zwischen den Kanälen.
Im Jahr 2000 zog die neu ernannte Retail Technology in eine der Messehallen um: Knapp 200 Aussteller, 5.000 Quadratmeter Nettofläche und mehr als 4.700 Fachbesucher bedeuteten in allen Aspekten eine Verdopplung gegenüber der Premiere.
Als 2002 die große EuroShop-Messe dann eine neue Struktur erhielt, kennzeichnete der Name EuroCIS erstmals das Technologie-Segment, so dass auch die eigenständige Fachmesse umfirmierte. Aus der Retail Technology wurde die EuroCIS. Diese entwickelte sich kontinuierlich weiter. Seit 2015 ist sie in zwei Messehallen beheimatet (9 und 10). Die letzte EuroCIS 2019 zählte 482 Aussteller aus 39 Nationen auf rund 14.000 Quadratmetern Nettofläche. Auch die Herkunft der über 13.000 Besucher untermauerte die internationale Relevanz der Messe: 51 Prozent reisten aus dem Ausland an, konkret aus 94 Ländern.
Schaut man sich ein paar Innovationen der Vergangenheit an, so wundert man sich schon, wie schnell doch manche Zukunftsmusik Einzug in unser aller Alltag gehalten hat. 2006 hieß es in einem Statement des EHI zur EuroCIS: „Thema der EuroCIS wird auch RFID sein, eine Technologie, welche den Einkauf von Grund auf revolutionieren könnte.“ Heute ist RFID im Handel auf unterschiedlichen Gebieten nicht mehr wegzudenken: Erst durch die Radio Frequency Identification konnten logistische Prozesse beschleunigt oder Warenbewegungen lückenlos nachvollziehbar werden. RFID ermöglicht es dank der Bestandstransparenz, Online-Aufträge aus stationären Stores zu bedienen.
Der fröhliche Roboter Paul, der auf der EuroCIS 2018 für den Kundendialog vorgestellt wurde, ist Sinnbild rasanter Entwicklungen, die oftmals auch vom Kunden unbemerkt im Hintergrund ablaufen. Robotik automatisiert beispielsweise zunehmend Logistik, Lagerhaltung und generell Prozesse, in die immer öfter auch Künstliche Intelligenz und Big-Data-Analysen Einzug halten. So lassen sich Entwicklungen früher vorhersehen und Kunden individueller adressieren.
Shopping tomorrow
Die Pandemie hat der Digitalisierung noch einmal einen kräftigen Schub gegeben. Nicht wenige Experten erwarten künftig sogar komplett durchdigitalisierte Filialen: 24/7-Stores wurden im Segment EuroCIS bereits auf der EuroShop 2020 vorgestellt. Völlig autonom kommen sie ohne Verkaufs- und Kassenpersonal aus. Per Smartphone-Authentifizierung verschaffen sich die Kunden Zutritt und bezahlen kontaktlos im Self-Checkout-Prinzip. Überhaupt wird das Smartphone zunehmend zum entscheidenden Touchpoint.