Die Gründe für den Boom scheinen klar: Greifen Unternehmen neben nagelneuen Laptops, Smartphones oder Tablets auch auf generalüberholte Gebrauchtgeräte zurück, ist dies um einiges nachhaltiger als konventionelle Neuware und entspricht damit dem Zeitgeist einer verantwortungsvolleren und ressourcenschonenden Unternehmenspolitik. Bis zu 80 Prozent der CO2-Emissionen lassen sich pro Device durch den Wegfall einer Neuproduktion einsparen. Gleichzeitig hilft der Aufbau einer professionalisierten IT-Kreislaufwirtschaft dem Unternehmen, signifikante Mengen an Elektroschrott zu vermeiden. Trotz der vielen ökologischen Vorteile ist Nachhaltigkeit jedoch nicht der Hauptgrund, warum sich immer mehr Unternehmen für die hochwertige „Second Hand“-Ware entscheiden.
David Block ist CFO von circulee, einem B2B-Anbieter für professionell wiederaufbereite IT-Hardware. Er sagt: „Das wichtigste Motiv beim Gebrauchtkauf ist in der Regel der wirtschaftliche Vorteil. Denn durch generalüberholte IT-Hardware können Unternehmen bis zur Hälfte ihrer Anschaffungskosten gegenüber Neugeräten sparen.“
Seit 2022 bietet circulee hochwertige, generalüberholte IT-Produkte und Services an, die speziell an die Bedürfnisse von mittelständischen Unternehmen mit bis zu 15.000 Mitarbeitenden ausgelegt sind. David Block erklärt: „Wer wissen will, was unter ökonomischen Gesichtspunkten die richtige Refurbished-Strategie ist, sollte nicht nur die Anschaffungskosten, sondern die gesamte Wertentwicklung der Geräte im Blick behalten.”
Marktwertkurve und Kostenentwicklung bei IT-Hardware
Das Prinzip „IT aus zweiter Hand“ ist im Grunde selbst für konservative Unternehmen keine Revolution. Längst ist es gängige Praxis, dass die Hardware von ehemaligen Mitarbeitenden nach Bereinigung und Neukonfiguration an neue Teammitglieder weitergeben wird. Mit der Professionalisierung des Refurbishing-Prozesses durch TÜV-und ISO-zertifizierte Dienstleister wird dieses Prinzip lediglich auf externe Quellen ausgeweitet und optimiert.
Um zu verstehen, wie kostenbewusste Entscheider durch den Einsatz von gebrauchter IT einen höheren Nutzen pro investierten Euro erhalten, lohnt es sich die durchschnittliche Nutzungsdauer eines modernen Laptops und die allgemeine Marktwertkurve zu betrachten: Bei Computern und Laptops kann man heutzutage getrost von bis zu 8 Jahren Lebensdauer ausgehen. Wenn ein Anbieter wie circulee die Geräte aus zuverlässiger Bezugsquelle nach einer betrieblichen Nutzungsdauer von vier Jahren zur Wiederaufbereitung erwirbt, verbleiben rein rechnerisch vier weitere Jahre an Lebensdauer. Ein solcher Laptop kann dann über seine restliche Nutzungsdauer hinweg für den Betrieb pro Jahr rund 42 Prozent günstiger sein als ein Neugerät, trotz seiner kürzeren Restnutzungsdauer. Dieser Kostenvorteil ergibt sich daraus, dass der Marktwertverfall von Geräten in den ersten drei Nutzungsjahren mit Abstand am höchsten ist, beginnend mit dem Öffnen der Verpackung. In den Folgejahren bleibt der Restwert vergleichsweise stabil – was für den B2B-Markt wiederrum eine kosteneffiziente Kaufmöglichkeit bedeutet. Dieses Preisphänomen ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen, darunter technologische Weiterentwicklungen, Nachfrageänderungen und die Einführung neuer Modelle. Berücksichtigen Entscheider diesen deutlich verminderten Nutzungspreis pro Jahr bei ihrer Kalkulation, so ist die Anschaffung von gebrauchter IT deutlich günstiger im Vergleich zu Neuware – selbst dann noch, wenn der Hersteller auch beim Neukauf 20 bis 30 Prozent Rabatt einräumt.
Weniger Risiko auch für Defekte
Nicht nur der Wert, auch das Risiko für Defekte sinkt im Laufe des ersten Nutzungszyklus drastisch. Herstellungsfehler machen sich meist direkt am Anfang bemerkbar, also im Laufe der ersten ein bis zwei Jahre. Entgegen der verbreiteten Meinung ist die Gefahr eines Ausfalls durch Defekt also bei Geräten, die sich im zweiten Nutzungszyklus befinden, weitaus geringer. Eine Ausnahme ist der Akku: Er verändert sich chemisch und muss je nach Nutzungsintensität irgendwann ausgetauscht werden. Block verrät: „Wenn ein wiederaufbereitetes Gerät das Lager verlässt, darf die Akkukapazität auf keinen Fall bei weniger als 80 Prozent liegen. Um wirklich von Green IT zu profitieren, sollten Unternehmen auf dieses Qualitätskriterium unbedingt achten.”
Ob neu oder gebraucht – entscheidend ist der Einsatz
Trotz der Vorteile gebrauchter Geräte sollten sich Unternehmen diesem Thema nicht mit unangebrachtem Dogmatismus nähern. Ob neu oder gebraucht ist keine Glaubensfrage, sondern eine Frage des speziellen Anwendungsfalls. Teams mit anspruchsvollen Aufgaben wie Softwareentwicklung, Grafikdesign oder Videobearbeitung profitieren beispielsweise von der höheren Rechenleistung neuerer Gerätemodelle. Auch spezielle Hardware-Setups, die auf homogene Gerätezusammenstellungen angewiesen sind, erfordern oft den Einsatz von Neugeräten, um langfristig Funktionsfähigkeit und Kompatibilität zu gewährleisten.
Für allgemeine Anwendungen, wie Büroarbeitsplätze oder Verwaltungsaufgaben, können Unternehmen jedoch ohne große Bedenken auf gebrauchte IT zurückgreifen. Gerade Monitore und Dockingstationen bieten im Gebrauchtkauf ein hervorragendes Kosten-Nutzen-Verhältnis, da sie langlebig und technologisch stabil sind. Auch in abnutzungsintensiven Umfeldern wie in Werkstätten oder im Bereich Kundenservice macht es Sinn, sich das Geld für teure Neugeräte zu sparen und stattdessen auf Geräte mit niedrigerem Anfangswert bei gleichem Nutzen zu setzen. Hinzu kommt auch, dass die Anforderungen an Bürohardware vergleichsweise langsam steigen. Schnelle Sprünge wie vor 15 Jahren gibt es nicht mehr. E-Mails im Browser, Videokonferenzen und eine Tabellenverarbeitung sind meist die einzigen Anforderungen der täglichen Arbeit, die aber in den letzten Jahren wenig Performancezuwachs bei der Hardware benötigt haben. Gleichzeitig läuft der Trend zu Cloudanwendungen ungebrochen weiter: Die persönliche Hardware wird zu einem „Tor zur Cloud“, was die Anforderungen abermals stagnieren lässt. Zuletzt gibt es immer wieder Schwellen, wie die Upgradefähigkeit zu Windows 11, bei denen Unternehmen größere Mengen von Geräten auf einen Schlag austauschen (müssen). Auch für diese Fälle ist gebrauchte Hardware aus ökonomischer Perspektive die logische Lösung.
Gebrauchte IT als nachhaltige und wirtschaftliche Wahl
Die Option, generalüberholte IT-Hardware in die bestehende Gerätelandschaft zu integrieren, sollte jedes Unternehmen, das Kosten sparen will, in Betracht ziehen. Darüber hinaus ist auch die CSRD-Berichtspflicht eine gute Gelegenheit, die eigenen IT-Kosten dauerhaft zu senken und noch dazu den CO2-Footprint zu verringern. „Leider gibt es hier mit Blick auf gebrauchte Hardware noch keinen anerkannten Standard für die Berechnungen der exakten CO2-Ersparnisse“, erklärt Block. „Wir bei circulee haben deshalb die CO2-Einsparung von einem renommierten externen Partner berechnen lassen und stellen diese Daten unseren Kunden über unser CO2-Cockpit automatisiert zur Verfügung. Ob Unternehmen diese Zahlen für ihren CSRD-Bericht nutzen können oder dürfen, ist allerdings vorab noch einmal mit einem Wirtschaftsprüfer zu besprechen.“
Der wachsende Markt bietet flexible, ressourcenschonende Alternativen, die sowohl ökonomisch als auch ökologisch Sinn machen. Besonders im Rahmen der aktuellen Umstellung auf Windows 11 und in Anbetracht der wachsenden Anforderungen macht es Sinn, sich mit einer umfassenden Bestandsaufnahme einen Überblick zu verschaffen und Handlungsfelder zu identifizieren. Dabei unterstützen auch mittlerweile viele renommierte Leasinganbieter: Gebrauchtgeräte von circulee beispielsweise werden auch bei CHG-Meridian angeboten und können, unter Berücksichtigung des erforderlichen Geräte-Mixes, direkt in die laufenden Leasing-Verträge integriert werden. Eine einfache Möglichkeit auch für große Unternehmen, ihre IT-Ausgaben nachhaltig zu optimieren und sich insgesamt grüner aufzustellen.