Die Internetnutzung steht vor einem fundamentalen Paradigmenwechsel. Im Dezember stellte Googles KI-Sparte DeepMind eine neue Generation von KI-Agenten vor, die komplexe Anfragen in mehreren Schritten bewältigen können. Ziel der Entwicklung ist, dass anstelle von Menschen künftig smarte Maschinen auf der Suche nach Produkten und Informationen durchs Netz surfen und das Gewünschte eigenständig beschaffen. Zwei Jahre nach der Veröffentlichung von ChatGPT erscheint dieses Szenario weder unmöglich noch unwahrscheinlich: Insbesondere generative KI hat sich seither rasant entwickelt und ermöglicht inzwischen Anwendungen, die vor einiger Zeit kaum vorstellbar waren. Die Leistungsfähigkeit von Systemen mit Künstlicher Intelligenz wird sich alle sechs Monate verdoppeln, so Microsoft-Chef Satya Nadella im November auf einer Unternehmenskonferenz. Lässt sich aus dieser Aussage eine tatsächliche Gesetzmäßigkeit erleiten, dann hätten KI-Systeme in fünf Jahren mehr als das Tausendfache ihres heutigen „Denkvermögens“ erreicht.
KI in Geschäftsprozessen
Künstliche Intelligenz bringt Vorteile vor allem bei Datenanalysen und der datenbasierten Optimierung von Geschäftsprozessen. Wie schon in den Vorjahren zählen die Themenfelder Analytics sowie Merchandise & Supply Chain Management zu den Ausstellungsschwerpunkten der EuroCIS 2025. Anbieter von ERP-Plattformen, Prognose- und Planungssoftware, Warenwirtschaft, Bestandsmanagement, Instore-Analytics, CMR oder dynamischen Pricing-Lösungen setzen auf regelbasierte KI und Machine Learning. Im Rahmen von Vorträgen informieren unter anderem das Prüfungs- und Beratungsunternehmen KPMG, die Deutsche Telekom, Invent.ai, Wayvee Analytics und das Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS über aktuelle Entwicklungen und zeigen, wie KI für mehr Effizienz und Transparenz entlang der gesamten Wertschöpfungskette sorgen kann. Das Fraunhofer-Institut präsentiert auf der EuroCIS unter anderem den „RetAll Allocator“, eine KI-basierte Lösung für Distribution in der Logistik. Damit lässt sich die Warenverfügbarkeit in Online-Shops und Filialen optimieren, beispielsweise durch die schnellere Rückführung von Retouren in den Verkauf oder genauere Abverkaufsprognosen.
KI als Technologietreiber
Der zunehmende Einsatz intelligenter und autonomer Systeme bringt steigende Anforderungen an die technische Infrastruktur, die Verfügbarkeit zuverlässiger Echtzeitdaten sowie an IT-Sicherheit und nachhaltiges Energiemanagement mit sich. Laut dem Marktforschungs- und Beratungsunternehmen ISG wird Künstliche Intelligenz bis 2025 keine isolierte Entwicklung mehr sein, sondern als Treiber zahlreicher IT-Trends wie Robotik, Cloud- und Edge-Computing oder Spatial Computing fungieren. Die EuroCIS bietet Handelsunternehmen eine Plattform, um sich über Themen wie präventive Cyber-Sicherheitskonzepte, IoT-Lösungen, Robotik und Computer Vision zu informieren. So stellt beispielsweise GK Software KI-basierte Partnerlösungen vor, darunter die Artikelerkennung an Self-Checkouts und intelligente Einkaufswagen mit integrierter Personalisierung. Auch Hersteller von Selbstbedienungswaagen wie Bizerba setzen auf KI-gestützte visuelle Objekterkennung, um das Wiegen von Obst, Gemüse und unverpackten nachhaltigen Produkten benutzerfreundlicher, schneller und fehlerfreier zu gestalten. Ein Kamerasystem erfasst die Ware, ein Algorithmus analysiert die Bilddaten und zeigt die Ergebnisse auf dem Display an.
Das chinesische Unternehmen Hanshow zeigt auf der EuroCIS, wie Handelsunternehmen mit Hilfe von KI ihre Filialen im Blick behalten. Der Anbieter von elektronischen Regaletiketten und digitalen Ladenlösungen verleiht den Regalen quasi Augen, indem er ESL, KI-Kameras und IoT-Technologie verbindet. Per Shelf-Edge Computer Vision können Unternehmen beispielsweise Inventurprozesse automatisieren, verdorbene Ware identifizieren oder Regallücken vermeiden. Alternativ oder ergänzend kann diese Aufgaben ein mobiler Serviceroboter übernehmen, der sich autonom durch die Gänge bewegt. Daneben zeigt die deutsche Firma MetraLabs ihren mobilen Serviceroboter Tory, der neuerdings sogar Kunden auf der Fläche zur gewünschten Ware führen kann.